Die Region Pilsen feierte mit der Oberpfalz 21 Jahre der Partnerschaft

obrazek
07. Februar 2023 17:03, Mgr. Petra Kropáčková

Anlässlich der 21-jährigen Partnerschaft fand am Freitag, den 11. November 2022 in Regensburg ein Festakt statt, an dem die Delegation der Region Pilsen mit dem Regionspräsidenten Rudolf Špoták an der Spitze, der Regierungspräsident der Oberpfalz Walter Jonas, der bayerische Staatsminister der Finanzen und für Heimat Albert Füracker, Bezirkstagspräsident Franz Löffler, die Generalkonsulin der Tschechischen Republik in München Ivana Červenková, der ehemalige Landrat Simon Wittmann und der ehemalige stellvertretende Regionspräsident der Region Pilsen Stanislav Rampas, der auch einer der Teilnehmer der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen der Region Pilsen und der Oberpfalz war, teilnahmen.


Der damalige Regierungspräsident der Oberpfalz Wilhelm Weidinger und der ehemalige Pilsner Regionspräsident Petr Zimmermann legten vor 21 Jahren den Grundstein für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. „Wir versuchten durch das Anknüpfen der Zusammenarbeit zwischen unseren Grenzregionen, damals 12 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, und durch viele andere Taten und Ereignisse, über das negative Erbe von 40 Jahren Kommunismus und über die Teilung Europas hinwegzukommen. Und ich wage zu sagen, wir sind hinweggekommen. Übrigens wurde die Tschechische Republik kurz darauf im Jahre 2004 ein Mitglied der EU und ab 2007 auch ein Mitglied des Schengen-Raumes,“ erinnerte in seiner schriftlichen Stellungnahme Petr Zimmermann.


Die eigentliche „Erklärung über das Vorhaben zur Bildung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen der Region Pilsen und der Regierungsbezirke Oberpfalz und Niederbayern“ wurde am 9.11.2001 an den Tagen während der Regionalkonferenz in Pilsen unterzeichnet. Ihr Hauptzweck wurde die Erfüllung des Ziels „im Wettbewerb mit anderen europäischen Regionen zu bestehen und zu verhindern, dass dieses (Grenz-)Gebiet auf einen Transitraum zwischen europäischen Zentren reduziert wird.“ Beide Seiten wollten die Trends des Zusammenwachsens stärken und das Entwicklungspotenzial des Gebiets nutzen.
Laut den Teilnehmern des Festaktes war die Wiederherstellung der normalen Zusammenarbeit zwischen den Regionen auf beiden Seiten der Grenze – Städten und Gemeinden, Schulen, Kultur- und Sportvereine, Unternehmen und andere Institutionen – sehr aufrichtig. Und dank diesem ist es beiden Seiten gelungen, an die zerrissene Geschichte der Zusammenarbeit der beiden Regionen anzuknüpfen und ein festes Fundament für die Entwicklung dieser Beziehungen in der Zukunft zu schaffen. Auf die Anfänge der Zusammenarbeit warfen auch Simon Wittmann, Landrat a.D. des Landkreises Neustadt a. d. Waldnaab, und Stanislav Rampas, der ehemalige stellvertretende Regionspräsident der Region Pilsen, zwei Mitbegründer und langjährige Wegbegleiter, einen Blick zurück.


Der bayerische Staatsminister der Finanzen und für Heimat Albert Füracker betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit und der guten Beziehungen der grenzüberschreitenden Regionen, d.h. der Achse Oberpfalz – Region Pilsen: „Die Achse Oberpfalz-Pilsen ist nicht nur für mich als Oberpfälzer, sondern auch als Heimatminister ganz besonders wichtig. Den bayerisch-tschechischen Grenzraum verbindet eine zunehmend enge Partnerschaft und er hat sich zu einer einmaligen Region und attraktiven Heimat entwickelt. Das Heimatministerium unterstützt als starker Partner die Region aktiv. Schon über 30 Leuchtturmprojekte im bayerisch-tschechischen Grenzraum haben wir seit 2016 gefördert. Auch künftig wollen wir Seite an Seite agieren und den Grenzraum immer weiterentwickeln. Ein Dank an alle, die sich unermüdlich für diese geschichtsträchtige Region im Herzen Europas engagieren.“


Der Regierungspräsident der Oberpfalz, Walter Jonas erklärte, dass sich die Regionalkooperation zwischen der Regierung der Oberpfalz und der Region Pilsen in den vergangenen 21 Jahren zu einem Motor der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit entwickelte, sie bildet ein starkes Fundament der bayerisch-tschechischen Freundschaft. „Für uns als Regierung ist sie zudem längst fester Bestandteil des Arbeitsalltags mit sicht- und spürbaren Ergebnissen für die Bürgerinnen und Bürger auf beiden Seiten der Grenze. Denn die Routine und Kontinuität der Zusammenarbeit mit vielfältigen gemeinsamen Projekten tragen ganz entscheidend zu einem lebendigen Miteinander im Raum Ostbayern und West-Tschechien bei.“


Der Regionspräsident Rudolf Špoták sagte in diesem Zusammenhang: „Ich bin davon überzeugt, dass wir hier optimistisch in die Zukunft dieser Partnerschaft blicken können, denn nach 21 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit gibt es Vieles, worauf wir aufbauen können. Das sind zunächst freundschaftliche Beziehungen und zahlreiche Begegnungen, sei es in Form von Diskussionsforen, Innovationstagen oder persönlichen Treffen, aber auch eine ganze Reihe gemeinsamer Projekte und die Aktivitäten großer und kleinerer Unternehmen, die die Wirtschaft der Grenzregionen zu wirtschaftlich starken Regionen in ihren Ländern entwickelt haben. Damit wurde der Wunsch unserer Vorgänger erfüllt, dass wir nicht nur ein Transitgebiet werden sollten. Das ist schon die Vergangenheit. Die wirtschaftliche Verflechtung unserer Regionen in der Mitte Europas“, und er betonte: „Wir befinden uns jetzt in einer Phase der Weltwirtschaft, in der wir feststellen, dass der gesamte Globalmarkt nicht die beste Lösung ist. Es zeigte uns die Covid-Zeit und die jetzige Situation in der Ukraine. Die industrielle Landkarte der ganzen Welt und Europas wird neu geordnet. Ich denke, dass die Region Pilsen und die Oberpfalz jetzt eine der größten Chancen der letzten 30 Jahre haben, Innovationsregion und Motor der EU zu werden, und diese Chance sollten wir uns nicht entgehen lassen.“

Gute Beziehungen zwischen den benachbarten Grenzregionen würdigte auch die Generalkonsulin der Tschechischen Republik in München Ivana Červenková: „In den bilateralen Beziehungen spielen nicht nur die Treffen auf höchster politischer Ebene eine wichtige Rolle, entscheidend ist vielmehr auch die Entwicklung zwischenmenschlicher Beziehungen, die das Interesse am Nachbarland fördern und die Basis unseres guten Verhältnisses bilden. Dies ist insbesondere für die Einwohner der Grenzregionen von großer Bedeutung. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist essenziell für den Aufbau und die Stärkung guter Beziehungen zwischen Nachbarstaaten. Ich bin sehr erfreut über die Intensität der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Bayern und Tschechien. Ein besonders reger Austausch mit zahlreichen Projekten und Veranstaltungen findet zwischen der Oberpfalz und der Region Pilsen statt.“

Während der Podiumsdiskussion waren sich die Teilnehmer des Festakts in ihren Beiträgen einig, dass es notwendig sei, gemeinsame Projekte fortzusetzen und Wege für weitere zu finden, wie etwa die Modernisierung der Bahnstrecke Prag-Plzeň-Domažlice-Regensburg-München.

Die Regionalkooperation – Fakten auf einen Blick
• Der Startschuss für die Regionalkooperation fiel im November 2001 auf Initiative der Regierung der Oberpfalz und der Verwaltungsbehörde der Region Pilsen.
• Es fanden bislang zehn große Treffen unter der Ägide von fünf Oberpfälzer Regierungspräsidenten bzw. einer Regierungspräsidentin und sieben Pilsener Regionspräsidenten statt.
• An diesen Treffen beteiligten sich zudem viele Landräte, Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, Behördenleitungen und Vertreter gesellschaftlicher Institutionen.
• Mit Leben gefüllt wird die Partnerschaft durch die unzähligen Treffen der verschiedenen Arbeitsgruppen u.a. in den Bereichen Verkehr, Gesundheit, Umwelt und Schulen.
• Einen praktischen Einblick in die Arbeit der Partnerbehörde bieten zudem gegenseitige Hospitationen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Pilsen und Regensburg.
• Aus der Regionalkooperation ist eine Reihe erfolgreicher Projekte hervorgegangen bzw. waren mit dieser eng verbunden, darunter die Einrichtung eines Büros der IHK Regensburg und Oberpfalz in Pilsen, die Europäische Kulturhauptstadt Pilsen 2015, die Errichtung des Drachensees bei Furth im Wald im Zuge des grenzüberschreitenden Hochwasserschutzes, die grenzübergreifende Rettungsdienststelle in Furth im Wald sowie eine Vielzahl an grenzübergreifende Partnerschaften zwischen Gemeinden und auch Schulen.


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