Der Regionspräsident der Region Pilsen Rudolf Špoták empfing den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Prag Andreas Künne im Bezirksamt in Pilsen am Dienstag, den 4. Juni 2024. Dies geschah am Tag des Gedenkens an den 100. Todestag des Schriftstellers Franz Kafka (3. Juni 1924), für den die Westböhmische Galerie in Pilsen (ZČG), deren Stifter die Pilsner Region ist, die Eröffnung einer zweisprachigen tschechisch-deutschen Ausstellung mit dem Titel „Mit den Augen von Franz Kafka: Zwischen Bild und Sprache“ vorbereitet hat. Sie fand in der Ausstellungshalle „Masné krámy“ (Fleischbänke) in Anwesenheit von Vertretern der Regierung der Tschechischen Republik, angesehenen Gästen aus der Kulturgemeinschaft und der Öffentlichkeit statt.
Bei einem gemeinsamen Gespräch im Bezirksamt, an dem auch Libor Picka, Regionsrat für die Bereiche Kultur, Denkmalpflege und Tourismus, teilnahm, widmeten sich der Regionspräsident Rudolf Špoták und der Botschafter Andreas Künne den Themen der deutschen-tschechischen Zusammenarbeit, geplanten gemeinsamen Veranstaltungen, inklusive der Förderung des Deutschunterrichts an Mittelschulen.
Regionspräsident R. Špoták teilte A. Künne mit, dass die Region Pilsen sehr enge Beziehungen zu der Oberpfalz pflegt. „Es gibt viele Dinge, die wir gemeinsam lösen können, aber es gibt auch eine Reihe von Themen, deren Lösungen auf eine höhere Ebene, d. h. auf die Achse Prag-Berlin, zu führen sind,“ wies er den Botschafter hin. „Wir möchten die Krankenhauspflege in den Grenzregionen miteinander verknüpfen und Lösungen für eine gleiche Kostenerstattung durch die Krankenkassen finden,“ nannte er eines der Beispiele. Er betonte die Notwendigkeit des Ausbaus einer schnellen Zugverbindung zwischen Prag und München sowie die Vorbereitung von Beschleunigungszonen für den Bau von erneuerbaren Energiequellen im Grenzgebiet, wie z.B. Solar- und Windkraftanlagen, bei deren Platzierung beide Seiten der Grenze konsultiert werden sollten.
Regionsrat Libor Picka informierte anschließend A. Künne über die Probleme der Euroregionen, konkret über die Euroregion Bayerischer Wald - Böhmerwald. „Die Existenz und die Arbeit ihrer Büros ist unsicher,“ sagte er und erklärte, dass das Problem in der mangelhaften Finanzierung besteht. Diese Büros leben laut seinen Worten bloß von Projektgeldern, denn die EU unterstützt die Euroregionen selbst finanziell nicht. In der anschließenden Diskussion waren Herr Picka und der deutsche Botschafter sich einig, dass ein ähnliches Finanzierungsmodell wie auf der westlichen Grenze Deutschlands zu Frankreich eingeführt werden sollte. Hier gibt es mit dem Europäischen Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) eine institutionelle Regelung für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
Nachdem Botschafter Andreas Künne seinen Besuch in der Region Pilsen mit einem Eintrag in das Gedenkbuch bestätigt hatte, nahmen die Politiker an der feierlichen Eröffnung der Ausstellung „Mit den Augen von Franz Kafka: Zwischen Bild und Sprache“ in der Ausstellungshalle der Westböhmischen Galerie in Masné krámy (Fleischbänke) in Pilsen teil. Rudolf Špoták, der Regionspräsident der Region Pilsen, übernahm die Schirmherrschaft über die Ausstellung, die von der regionalen Beitragsorganisation organisiert wird, und nahm gemeinsam mit dem Regionsrat für die Bereiche Kultur, Denkmalpflege und Tourismus, Libor Picka, an der Pressekonferenz vor der Eröffnung der Ausstellung teil.
Die Ausstellung stellt eine vielfältige Auswahl an Werken von Künstlern, die Kafka entweder persönlich kannte oder deren Werke er nachweislich bewunderte, aus. Es handelt sich z. B. um Werke von Emil Orlik, Hugo Steiner Prag, Alfred Kubin, Richard Teschner, Georg Kars, Egon Schiele und anderen. Es fehlen nicht einmal Filmvorführungen, die Kafka faszinierten, sowie Plakate und weitere Ausdrücke der Populärkultur. Auch Kafkas eigenes zeichnerisches Werk ist vertreten, das nicht nur in digitaler Form, sondern auch mit einer Kafkas Originalzeichnung präsentiert wird.
Die hier ausgestellten Werke stammen aus etwa 25 tschechischen und 6 ausländischen (vor allem deutschen und österreichischen) Museen, Galerien, Bibliotheken, Archiven und Privatsammlungen. Insgesamt sind etwa 200 Werke zu sehen.
Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturinstitut für die tschechischen Länder Adalbert Stifter Verein und dem Jüdischen Museum in Prag unter Unterstützung des Kulturministeriums der Tschechischen Republik und des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds vorbereitet.
Die Ausstellung in der Ausstellungshalle Masné krámy ist vom 5. Juni bis 28. Oktober zu sehen.